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RhB Triebzug ABe 8/12 „Allegra“

Wie man einen RhB Triebzug ABe 8/12 „Allegra“ von MLGB Bernina gebirgstauglich macht

Nach der Auslieferung der MLGB-Allegra-Triebzüge im November 2013 habe ich zwei Garnituren erworben. Der optische Eindruck des „Allegra“ ist sehr gut und die Wagen mit der 10% Verkürzung können vorbildgerecht mit den anderen LGB-Fahrzeugen kombiniert werden. Für den Innenraum mussten einige Kompromisse gemacht werden. So ragen die Fahrwerke in den Fahrgastraum und für die Antriebe der Pantografen musste die Decke nach unten gezogen werden. Mit einer geschickten Einfügung von Figuren als Passagiere kann dieser Nachteil ein wenig kaschiert werden. Der Sitz mit dem Lokführer scheint mir etwas zu weit oben. Ich habe ihn zirka 5 mm tiefer gesetzt. Der Innenbereich fällt nicht so sehr auf, da die Scheiben leicht getönt sind.

Obschon die beiden Triebköpfe mit Bühler-Motoren angetrieben werden, fielen die ersten Fahrversuche auf meiner Gebirgsgartenbahn mit einer Höhendifferenz von 350 cm und Steigungen bis 5 % ernüchternd aus. Auf den 45 Promille-Rampen zieht der Zug knapp zwei BEX-Panoramawagen. Dagegen hat das Original über den Berninapass mit Steigungen bis 70 Promille sechs Panoramawagen am Haken. So ist die Empfehlung der Firma Märklin nicht verwunderlich, wegen der schlechten Zugkraft des „Allegra“ nur Steigungen bis maximal 3 % einzuplanen. Die meisten Gartenbahnanlagen befinden sich im ebenen Gelände und somit können die Fahreigenschaften dieses Fahrzeuges vollauf genügen. Meine Ge 4/4 Lokomotiven habe ich angepasst, indem ich die Haftreifen entfernt und Zusatzgewichte von zirka 1 kg eingebaut habe. Mit der besseren Adhäsion ziehen die Loks auf den 45 Promille-Rampen mühelos sechs und mehr vierachsige Wagen.

Damit der Allegra-Triebzug auf meiner Anlage vorbildrichtig verkehren kann, habe ich einige Verbesserungen vorgenommen. Für die Erhöhung der Zugkraft entfernte ich einmal die Haftreifen. Diese neigen auf Steigungen zum Schleudern und verschmutzen die Räder und Schienen. Durch den Wegfall der Haftreifen gibt es auch mehr Kontaktstellen für die Stromabnahme zwischen Rad und Schiene. Da die Motordrehgestelle am Anfang und am Ende des Zuges sind, ist jeweils das vordere Antriebsgestell beim Hinauffahren entlastet und kann so seine Kraft nicht voll auf die Schienen bringen. Deshalb müssten die Motordrehgestelle auf der hinteren Seite der Triebwagen sein und die Traktion wäre wahrscheinlich schon viel besser.

Ich hatte schon nach den ersten Probefahrten die Idee bei einem Triebwagen unter dem Apparateraum ein Antriebsgestell einzubauen. Im Gang zwischen den Apparateschränken kann man, wenn nötig, noch ein zusätzliches Gewicht einfügen. Für die Demontage werden von unten die Drehgestelle abgeschraubt und an der Bodenplatte alle Schrauben entfernt. Den Faltenbalg muss man abziehen, dann kann die Bodenplatte abgehoben werden. Alle angeklebten Kabel muss man lösen, die Printplatte auf dem Bleigewicht abschrauben und herausnehmen, die vier Schrauben vom Bleigewicht ausdrehen und das Gewicht herausnehmen. Nun ist die Bodenplatte frei.

Beim Zusammenschrauben ist darauf zu achten, dass man die Blechschrauben zuerst etwas zurückdreht, bis man merkt, dass sie wieder ins alte Gewinde fallen. Sonst besteht die Gefahr, dass bei jedem Hineindrehen ein neues Gewinde geschnitten wird und die Schrauben nach einigen Malen nicht mehr halten.

Die Befestigung für das Drehgestell muss um 9 mm nach oben versetzt werden. Die Öffnung mit einem Durchmesser von 72 mm wird angezeichnet, in den Ecken werden kleine Löcher von 1,5 mm Durchmesser gebohrt, so dass die Platte mit einer Laubsäge ausgeschnitten werden kann. Die Kanten sind abzugraten und alles vom Sägerückstand zu befreien.

Mit dem 3D-Drucker haben wir zwei Halterungen von 6 mm Höhe angefertigt, damit die Platte für das Drehgestell 9 mm höher zu liegen kommt. Die Platte und die Halterungen können mit 3 mm Blechschrauben am Boden befestigt werden. Ist die Platte unten, kann ein Laufgestell befestigt werden, ist die Platte oben, kann ein Triebgestell mit oder ohne Motor befestigt werden.

Das Getriebegehäuse mit Motor, Achsen mit Rädern, Schrauben usw. erhält man gemäss der Einzelteilliste zum „Allegra“ von der Firma Märklin. Leider wollen sie keine Blenden und Achsen mit Rädern ohne Haftreifen (Einstiche) liefern! So waren wir gezwungen, die Blenden vom ausgewechselten Drehgestell zu nehmen. Daran haben wir Messingblechstreifen von 9 mm angeschraubt, die in die Halterung, anstelle der Schleifschuhe gesteckt werden können. Mit dem 3D-Drucker haben wir zwei Stege mit einer Führung, die sich an den Motorblock anfügt, hergestellt. Ein Steg hat eine Deichsel für das Zusammenkuppeln der Wagen.

Allegra-Treibzug im steilen Gelände

Da der im Triebzug eingebaute Sound-Dekoder nur für zwei Motoren genügt, habe ich noch einen Dekoder mit einer Belastbarkeit von 2 Ampere direkt über dem Drehgestell zwischen dem Fahrgastraumboden und dem Unterboden eingefügt. Die Testfahrten auf der Anlage im Freien mit Steigungen bis 5 % mit sechs BEX-Panoramawagen am Haken verliefen mehr als zufriedenstellend. Die beiden Bleigewichte von 2100 Gramm in den Triebwagen scheinen für eine gute Adhäsion zu genügen, so dass ein zusätzliches Gewicht nicht notwendig ist. Die Stromaufnahme für die drei Motoren über zwei Dekoder beträgt im Maximum 3 Ampere. Der Antrieb mit den beiden Dekodern muss noch optimal synchronisiert werden. Mit einem XXL-Dekoder bis 6 Ampere, leider ohne Sound, könnten alle drei Motoren miteinander angesteuert werden. Mit diesem Umbau ist mein Allegra-Triebzug endlich gebirgstauglich geworden.