MOB GoldenPass Panoramic
Zug der Montreux-Berner Oberland-Bahn
Im LGB-Neuheiten-Prospekt Herbst 2015 wurden die Panoramawagen der MOB angekündigt. Eigentlich war dieser Schritt schon lange fällig, wurde doch als erste Lok der Reihe Ge 4/4 III von der Firma Lehmann die MOB-Lok ausgeliefert. Dazu fehlten aber die GoldenPass Panoramic-Wagen.
Diese haben die gleiche Grundform, wie die Panoramawagen der ersten Serie des GlacierExpress der Furka-Oberalp- Bahn FO. Schon im Jahre 2000 machte ich der Firma LGB die Anregung, aus der Grundform des FO-Panoramawagens die MOB-Panoramawagen und den entsprechenden Steuerwagen mit der runden Aussichtsfront und der Führerstandskanzel herzustellen.
Nachdem ich die alten Panoramawagen der FO und BVZ durch die Wagen mit dem neuen Design des GlacierExpress ersetzt hatte, versuchte ich, aus den alten Wagen einen GoldenPass Panoramic-Zug anzufertigen. Zwei Wagen habe ich demnach vereinfacht umgefärbt, noch bevor bekannt wurde, dass diese Wagen von MLGB auch erscheinen sollen. (Bild 1)
Zum GoldenPass Panoramic-Zug mit der Lokomotive in der Mitte gehören auf beiden Seiten die Steuerwagen mit den großen runden Aussichtsfronten. Gute Bilder von den MOBFahrzeugen findet man im Internet unter x-rail.ch.
Als Freihand-Mechaniker und Küchentisch-Bastler versuchte ich mit Hilfe des 3-D Druckers einen Steuerwagen mit der gewölbten Aussichtsfront zu bauen. Dabei steht für mich nicht die genaue Wiedergabe des Originals, sondern der Gesamteindruck des GoldenPass Panoramic-Zuges im Vordergrund.
So entwickelte ich aus einem alten Pano-Wagen mit Hilfe des 3-D Druckers Schritt für Schritt einen Steuerwagen mit der gewölbten Aussichtsfront. Die MOB-Typenskizze des Arst 151, die ich freundlicherweise von Herrn Koch von MOB GoldenPass erhalten habe, vergrößerte ich auf LGB-Größe und entnahm daraus die Maße für die Front. Damit fertigte ich eine Maquette aus Karton und konnte so alle Radien und Maße festlegen. Der Umbau sollte möglichst einfach sein und trotzdem eine gute Wiedergabe der Kopfform ergeben. (Bild 2)
Die größte Herausforderung war die Herstellung der Wölbung von der Wagenfront und der Führerkanzel. Aus der Typenskizze und der Maquette aus Karton wurden die Maße abgeleitet und mein Sohn, der Mechatroniker, konstruierte die Teile mit dem CAD-Programm auf dem Computer und erstellte die Dateien für den 3-D Drucker. Im ersten Versuch sollte die ganze Front mit Material PLA Natural hergestellt werden. Durch Schleifen der Oberfläche im Bereich der Fenster sollte eine Durchsicht erreicht werden. Wegen der Wandstärke der Form und der Struktur vom Drucken war eine befriedigende Durchsicht nicht machbar.
Beim zweiten Versuch wurde die Fensteröffnung ausgespart und die Front mit weißem Material gedruckt. Bevor eine Scheibe eingesetzt werden kann, muss das Frontstück geschliffen und dann mit goldener Farbe gespritzt werden. Die Scheibe wird aus einer PET-Flasche oder vom durchsichtigen Teil der LGB-Verpackungen gefertigt. Das Arbeitsstück habe ich auf die Prototypform aufgespannt und mit dem Heißluftgebläse leicht erwärmt, so dass sich das Stück einigermaßen anpassen lässt, ohne dass dabei Blasen entstehen. Zum Einkleben der Scheibe ist auf der Innenseite eine Vertiefung vorgesehen, in welche die Fensterfront aufgeklebt werden kann. Die Scheibe, größer als die Öffnung, wird zuerst auf einer geraden, vertikalen Seite abgeschnitten, eingefügt und stückweise mit flüssigem Schnellkleber versehen. Dieser verteilt sich unter die zu verklebende Fläche. Dabei ist zu vermeiden, dass der Kleber auf den sichtbaren Teil der Scheibe rinnt. Mit Klammern wird die Klebstelle zusammengedrückt. Nach dem Erhärten, werden die oberen und unteren Ränder in die Wölbung und zuletzt die andere Seite eingepasst und verklebt. Diese Arbeit ist – wegen der Wölbung – sehr knifflig und erfordert viel Fingerspitzengefühl. (Bilder 3 + 4)
Mit dem 3-D Drucker wird auch der Schienenräumer und die Führerkanzel hergestellt, geschliffen und golden eingefärbt. Gleich wie bei der Front wird in die Führerkanzel eine Scheibe eingesetzt.
Dem Wagen werden die Drehgestelle abgeschraubt, die Türen und der Wagenboden entfernt. Auf der Seite ohne Eingangstüren sind zwei Tische und drei Stuhlreihen zu entfernen. Drei Zweiersitze muss man trennen und je einen Sitz an eine Zweierreihe zu einem Dreiersitz ankleben. Die Einzelsitze können mit den alten Halterungen an der Seitenwand befestigt oder mit einer Unterlage am Boden festgeklebt werden. Die Sitze sind in der neuen Anordnung anzupassen und zu befestigen und können später mit Figuren versehen werden. (Bild 5)
An der Stirnseite werden alle Einzelteile wie Faltenbalg, Schläuche und Puffer entfernt, sowie der Lüftungsaufsatz abgeschraubt. Die Beleuchtungsleisten mit der Abdeckung werden entfernt. Dann können die Fensterfronten herausgenommen werden. Das WC-Fenster muss herausgetrennt werden. Da es fest verklebt ist, sollte man aufpassen, dass es nicht zerbricht. Das Fenster wird diametral auf der anderen Seite neben die Eingangstüre eingepasst.
Dann werden die Stirnfront und 18 mm vom Wagenkasten abgeschnitten. Die seitlichen Teile sind auf der Höhe der Fenster auszuschneiden und ein 2,5 mm breiter Steg zu belassen. Hier werden am Schluss des Umbaus neue, trapezförmige Fenster aus Plexiglas von 1,5 bis 2 mm Stärke und 75,5/40,5 x 51 mm Größe eingesetzt. Bei der Zwischenwand wird der Durchgang um 23 mm auf der Gegenseite der Führerkabine verbreitert und das Teil über der Zwischendecke abgeschnitten. Die Öffnung in der Zwischendecke wird mit einem Stück Kunststoffplatte oder den ausgesägten Teilen der Seitenwand verschlossen. Daran werden zwei Winkelstücke von der Dachkante angeklebt und mit der Zwischenwand verschraubt. Vom Dach und den oberen Aussichtsfenstern müssen die Öffnung für die Führerstandskanzel sowie die Schräge auf der Höhe der Fensterfront und die Rundung an der Zwischendecke für die Aussichtsfront auf beliebige Weise ausgeschnitten oder ausgesägt werden. Im Wagenboden müssen die Ecken abgerundet werden, sodass die Stirnfront hineinpasst. (Bilder 6 + 7)
Der Führerstand ist seitlich, leicht erhöht, zurückversetzt und auf der rechten Seite des Steuerwagens angeordnet. Für die Führerkabine habe ich zuerst ein Muster aus Karton angefertigt. Die Kabine ist 75 x 57 mm und ist aus 2 mm Polystyrol- Platten (Conrad 297500) zusammengeleimt worden. Über dem Durchgang vom Fahrgastraum zur Aussichtplattform gibt es eine Decke. Die Kabine kann mit den entsprechenden Aussparungen und Anpassungen in den Wagen hineingestellt werden. Das Bedienungspult ist aus einer 1 mm Kunststoffplatte zusammengeklebt und die Andeutung der Instrumente mit schwarzem und weißem Isolierband aufgeklebt. Kontroller- Rad, Bremshebel und der Sitz für den Lokführer sind LGB-Teile. Für die Führerstands- und Plattformbeleuchtung dient je eine Fassung für ein 24 V Stecklämpchen und der entsprechenden Verkabelung. Unter dem Führerstandsboden ist genügend Platz für einen Funktionsdecoder. Die Kabine kann entsprechend bemalt werden, außen rot und innen grau.
(Bild 8)
Für die Spitzen- und Schlussbeleuchtung sind zwei LED 5 mm weiß und zwei LED 3 mm rot auf ein Stück Laborkarte 94 x 14 mm mit fünf Leiterbahnen aufgelötet. Darauf sind auch die entsprechenden Widerstände für 19 bis 23 Volt Speisung aus dem Gleis auf 2 bis 3,2 V und 20 mA der LED eingefügt. Die Karte mit den LED kann in die vorbereiteten Löcher der Stirnfront eingeschoben und hinter einer Abdeckung versteckt werden. Diese ist aus einer 1 mm Polystyrol-Platte gefertigt und eingepasst worden. Der Aussichts- und der Führerstandsraum wird je mit einem 24 V Birnchen zum Einstecken bestückt. Die Innenbeleuchtung kann mit einem LEDStreifen von 12 V versehen werden.
(Bild 9)
Der Funktionsdecoder wird an den Kugellager-Radsätzen angeschlossen und mit der Lokadresse programmiert. Mit den Funktionen F1 bis F8 können die Innen-, Spitzen- und Schlussbeleuchtung für Vor- und Rückwärtsfahrt eingestellt werden. Die Verkabelung wird über eine Klemmleiste vorgenommen.
(Bild 10)
Nach dem Zusammenbau erfolgt das Finish. Die Fensterrahmen werden mit schwarzen 2 mm Isolierbandstreifen und mit schwarzer Farbe versehen. An die Frontscheiben – unten und oben – habe ich die gleichen Scheibenwischer, wie bei den Ge 4/4 III Lokomotiven angeklebt. Das GoldenPass Logo ist aus dem Internet kopiert, mit der entsprechenden Größe auf selbstklebende durchsichtige Folie gedruckt und aufgeklebt. Das Logo und die Anschriften können auch am Originalzug fotografiert oder von den neuen LGB-GoldenPass-Wagen übernommen werden.
Damit ist mein Prototyp des GoldenPass Zuges fertig. Ich habe noch Verbesserungen geplant, wie bessere Anpassung der 3D-Druckelemente an die Wagenform. Zudem muss hitzebeständiges Kunststoffmaterial verwendet werden, da es bei starker Sonneneinstrahlung zu Verformungen kommen kann. Zuallererst ist mir der Gesamteindruck wichtig und somit kann ich den Zug auf meiner Anlage fahren lassen.
Text/Fotos: Peter Hauswirth
www.garten-bahn.ch – phauswirth(ät)vtxmail(pkt)ch
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