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Furka-Lokomotive HGe 4/4 I

Unsere Feriengäste aus Nürnberg kommen jedes Jahr im Frühling und Herbst nach Frutigen. Der Werner ist ein Eisenbahn-Fan. Er hat zu Hause eine H0/H0m-Anlage und 0m-Fahrzeuge. Sein Schwiegervater war LGB-Freund und hat verschiedene Fahrzeuge selbst gebaut. Als Apotheker Lösch ist seine kombinierte Rad-/Schienenpflege in einer früheren Anleitung für LGB Elektro-Lokomotiven 2030/50 aufgeführt: 2/3 Paraffin- und 1/3 Vaselinöl mischen. Von dieser Mixtur einige Tropfen an zwei bis drei verschiedenen Stellen der Gleisanlage auf die Oberfläche der Schienenprofile aufbringen.

Die so vorbereitete Gleisanlage mit dem Zug mehrmals über sämtliche Gleise der Anlage befahren. Alle Räder des Zuges verteilen das Paraffin-Vaselinöl-Gemisch als hauchdünnen, feinen, kontaktfreudigen Schutzfilm über die komplette Gleisanlage. Hierbei wird die Schienenoberfläche wieder metallisch blank, die nichtleitende Oxydschicht verschwindet, das Funkenziehen zwischen Lokrädern und Schienenprofilen hört auf; gleichzeitig werden auch die Laufkranzflächen der Lokräder metallisch blank.

Mit dieser Methode der Rad/Schienen-reinigung habe ich keine Erfahrung und bin eher skeptisch über die Wirkung. Meine Messinggleise reinige ich mit einem Stab, an dem ein kleines Holzstück von 8 x 4 x 2 cm befestigt ist. Unten am Holzstück sind zwei Kerben im Abstand der Schienenbreite eingeschnitten. Um das Holzstück wird mit einem Gummiband ein Stück von einem alten Putzlappen befestigt.

Das Ganze wird im Wasser getränkt, eventuell mit Zugabe von Putzmittel oder Putzsprit. Der Stab kann bequem über die Geleise geführt, hin und her bewegt und so die schmutzige Oberfläche gesäubert werden. Beim Darüberfahren merkt man gleichzeitig, ob Hindernisse, wie Steine, Schnecken oder verlorene Einzelteile von den Fahrzeugen zwischen den Schienen liegen. Bei grösseren Kontaktproblemen behandle ich die Schienenoberflächen mit einem Schienengummi, ja nicht mit körnigem Schleifpapier, Schienenschleifer und dergleichen, denn das gibt eine aufgeraute Oberfläche, wo der Schmutz erst recht liegen bleibt. Mit dem Gummi können auch die Laufflächen und die Innenseiten der Antriebsräder gereinigt werden.

Apotheker Lösch hat unter anderem eine Furka-Lok HGe 4/4 I gebaut, die sehr gut die Charakteristik von diesem Fahrzeug wiedergibt.

Die ersten elektrischen Lokomotiven der Furka-Oberalp-Bahn FO wurden ab 1941 bis 1956 gebaut. Gleichzeitig wurde die Strecke zwischen  Brig, Andermatt und Disentis mit dem Fahrdraht für die gleiche Einphasen-Wechselstromart, 11 kV und 16 2/3 Hertz, wie die angrenzenden Schmal-spurbahnen, Rhätische Bahn RhB und Zermattbahn VZ, später BVZ, versehen. 2003 wurden die beiden Bahnen FO und BVZ zur Matterhorn Gotthard Bahn MGB, mit einer Streckenlänge von 144 km von Zermatt bis Disentis, vereinigt. Auf der ganzen Strecke von Zermatt bis St. Moritz fahren die berühmten Glacier-Express-Panoramazüge.

Die Lokomotiven Nr. 31 bis 37 unterscheiden sich nur unwesentlich von der Lok Nr. 16, die 1939 für die Visp-Zermattbahn gebaut wurde. Es ist eine vierachsige Drehgestell- Lok mit Einzelachsantrieb und vier Triebzahnräder für die Zahnstange, System Abt. Wegen der markanten Geländer auf den stirnseitigen Plattformen haben sie Übernamen, wie Geländer- oder Gartenhaglok erhalten.

Die Grundplatte der selbstgebauten Lokomotive besteht aus einer Sperrholzplatte von 10 mm Dicke. Die Seitenwände und die Frontseiten wurden aus einer 3,5 mm Plexiglasplatte hergestellt und mit der Bodenplatte verleimt. Die Wände sind  mit roter Folie überklebt, worauf die Fenster und Türen angezeichnet und ausgeschnitten wurden, so dass die durchsichtige Schicht des Plexiglases zum Vorschein kam. Die Schiebtore vom Gepäckraum wurden silbrig gestrichen.

 

Das Dach besteht auch aus einer 10 mm Sperrholzplatte. Die Ränder sind abgeschrägt und darüber wurde eine Balsaholzplatte geklebt, so dass die Dachrundung über die ganze Breite erreicht werden konnte. Die ganze Lok wurde mit Kleinteilen von LGB, wie Pantografen, Stirnlampen, Scheibenwischern, Türfallen, Bremsschläuchen und anderen ergänzt.

Die Lok hat zwei 2-achsige LGB Sandwich-Triebgestelle mit einem Achsabstand von 76 mm. Da die HGe 4/4 eine Zahnradlok ist, wollten wir versuchen auf wenigstens einer Achse ein Zahnrad einzubauen, damit die Lok auch auf Zahnstangenstrecken fahren kann. Mit der Hilfe von CAD-Programm und 3D-Drucker haben wir ein neues Gehäuse entwickelt und ausgedruckt. Gehäuse und Achsabstand sind gleich wie beim LGB-Motorblock. Der Motor liegt nicht in der Mitte der Achsen, sondern ist stehend neben einer Achse eingebaut. Die zweite Achse mit dem Zahnrad wird mit einem seitlich angefügten Zahnriemen angetrieben. Die beiden Gehäuseteile und das Zahnrad für die Zahnstange und die Räder für den Zahnriemen haben wir mit dem 3-D Drucker Ultimaker2 hergestellt.

Motor, Schienenschleifer, Stromabnehmer-kohlen und Hülsen sind LGB-Teile. Die Blechstreifen für die Stromleiter von den Rädern und Schleifern sind zum Teil selbst gefertigt. Achsen und Räder zum Anschrauben oder Aufpressen sind von LGB. Die Zahnriemen sind bei Conrad erhältlich. Der Motor wird im Gehäuse stehend, von der Seite mit zwei kleinen Schrauben festgeklemmt, damit er nicht durch die Drehung des Schneckengetriebes hinauf gestossen wird.

Die Verschalung des Motorgehäuses ist mit Schienenräumern und Kupplungen von LGB-Loks und mit selbstgebauten Blenden versehen. Die Lok zieht mit einem Zahn-stangengetriebe auf einer Strecke mit 13 % Steigung ohne Probleme zwei vierachsige Wagen. Das zweite Drehgestell werden wir auch noch mit einem Zahnradantrieb versehen.